Unzählige Male habe ich ihn bei meinen Wanderungen im Nördlichen Wald beobachtet und voller Bewunderung den einzigartigen Schwung seiner sich still entfaltenden Formen studiert: den Farn.
Die Arbeit an dem vorliegenden Bild begann gleichwohl ohne festes Thema und war zunächst nur absichtsloses Improvisieren mit Spachtel und den von mir bevorzugten, aus Pigmenten und Binder selbst angemischten Farben, auf einer für meine Verhältnisse mittelgroßen Leinwand (100 x 80 cm).
Diesen Teil mag ich besonders, gerne vergleiche ich es mit Musikmachen im Proberaum ohne festes Konzept. Die Farben und Formen fügen sich im freien Spiel zu interessanten und spannenden Strukturen zusammen und am Ende habe ich eine Rohfassung des fertigen Stücks. Nur eine Andeutung dessen, was einmal daraus werden könnte.
Und bei dieser Session formte sich in meinem Geist im Gleichklang zu den Farben auf der Leinwand die Dezember-Farn-Metapher. Ohne Worte zunächst, aber das Thema war deutlich spürbar: Grünes Entfalten der Wedel im Eishauch der Vergänglichkeit: Paradox? Unmöglich? Kunst!
Wie so oft stellte ich das angefangene Bild auf eine Staffelei in meinem Wohnbereich, wo ich sie beim Musikhören und Essen im Blick hatte und auf diese Weise begann die Reise mit diesem Bild durch den Winter.
Ich gelobte mir in der Stille der winterlichen Morgenstunden, bei diesem Bild meiner Detailbesessenheit freien Lauf zu lassen (feine Pinsel, sehr feine), gleichzeitig aber den rohen Schwung der ursprünglichen Fassung zu bewahren. So lässt sich schon beim Betreten des Raums die Bewegung spüren. Im Nähertreten werde ich hineingezogen in immer filigraneren Strukturen, weitere phantastische Pflanzenteile und Blüten tauchen auf, die ich mit großem Genuss mit Frost- und Eis-Blauweiß umhülle.
Im rechten, oberen Bereich entdeckte ich dann eines Wintermorgens den Dezemberfarn-Sänger, aus seinem weit offenen Mund drang das Lied des winterlichen Nördlichen Waldes in hellem Licht hervor; dieses Lied liegt direkt unter der Oberfläche in diesem Bereich der Leinwand und bricht dort überall durch die Oberfläche, wie durch eine dünne, angefrorene Moosdecke. Doch ich widerstehe der Versuchung etwas konkret herauszuarbeiten, alles bleibt unmittelbarer Ausdruck.
Und am Ende trete ich staunend zurück, geschieht hier etwas, das größer ist als mein kleines Ich?
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